Die richtigen Weichen stellen für die Kreislaufwirtschaft

Die chemisch-pharmazeutische Industrie verschreibt sich dem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen hin zur Treibhausgasneutralität. Ein Schlüssel dafür ist der Ausbau der Kreislaufwirtschaft. Hier zählen alle Beiträge zur Ressourcenschonung.

Die chemische Industrie arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung ihrer Produktionsprozesse. Oberstes Ziel ist ein effizienter Material- und Energieeinsatz. Produkte aus der Chemie leisten aber auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette einen Beitrag für die Kreislaufwirtschaft: Ihr Einsatz ermöglicht leichtere und langlebigere Produkte, wodurch Ressourcen geschont werden. Nach ihrem Gebrauch können viele Produkte durch moderne Recyclingverfahren an den Anfang der Wertschöpfungskette der Chemie zurückgeführt werden. Beispiele hierfür sind die Nutzung von CO2 aus Abluft oder das Recycling von Kunststoffabfall aus dem Verpackungsbereich. Insgesamt steht eine umfassende Kreislaufwirtschaft noch am Anfang. So liegt derzeit der Anteil aller zirkulär eingesetzten Ressourcen am gesamten Verbrauch im EU-Durchschnitt bei nur circa 12 Prozent, in Deutschland nur knapp darüber. Durch technologischen Fortschritt und passende politische Rahmenbedingungen kann der Anteil steigen.

Diesen politischen Rahmen braucht die Chemie

Rohstoffbasis ausbauen

Alle Rohstoffe sollten nutzbar gemacht werden und zur Verfügung stehen. Dazu gehören auch Sekundärrohstoffe, die aus neuen Recyclingverfahren gewonnen werden. Um ihren Einsatz zu stärken, sind alle Sekundärrohstoffe für die Erfüllung der gesetzlichen Recyclingquoten anzuerkennen.

Nachhaltige Produkte fördern

Anforderungen an die Gestaltung von neuen Produkten sollten so definiert werden, dass nicht nur die Recyclingfähigkeit, sondern auch der Nutzen in der Anwendung berücksichtigt werden. Dabei darf kein zweites Chemikalienrecht entstehen, da die Chemikalien bereits unter REACH umfassend reguliert sind.

Rücknahmesysteme stärken

Die Industrie konnte in der Landwirtschaft und im Baugewerbe funktionierende Rücknahmesysteme etablieren. Solche Systeme müssen unterstützt werden und dürfen nicht durch zusätzliche bürokratische Anforderungen ausgebremst werden.

Abfallinfrastruktur modernisieren

Moderne Technik für Abfallsammlung und -sortierung ist eine Grundvoraussetzung für die Kreislaufwirtschaft. Deshalb sollte die notwendige Infrastruktur europaweit ausgebaut und weiterentwickelt werden. Deponierung von Plastikmüll sollte auch in anderen EU-Staaten der Vergangenheit angehören.

Recycling vorantreiben

Es braucht Innovationen, um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Neue Verfahren, die das mechanische Recycling ergänzen, sollten technologieoffen gefördert und unterstützt werden. Insbesondere das chemische Recycling hat großes Potenzial, bisher ungenutzten Abfall in den Kreislauf zurückzubringen.

Mit ihrem Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft plant die EU-Kommission eine Initiative zur Stärkung der Nachhaltigkeit von Produkten.
Auch der VCI setzt sich auf allen Ebenen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ein. Die Chemie- und Pharmaindustrie begleitet die Ausgestaltung und weist auf mitunter noch zu wenig berücksichtigte Aspekte hin. Das betrifft zum Beispiel die Forderung, dass der Produktnutzen auch bei Verwendung recycelter Rohstoffe nicht beeinträchtigt werden darf. Ebenso müssen Transparenz und Geschäftsgeheimnisse in einem ausgewogenen Verhältnis bleiben.

Kreislaufwirtschaft in der chemischen Industrie

Auf der Bundesebene ist die Anerkennung von anderen als rein mechanischen Recyclingverfahren ein Schlüssel zum Erfolg der zirkulären Wirtschaft. Hier hat der VCI zu einem Umdenken beigetragen, da die Bundesregierung nun neue Quotendefinitionen angekündigt hat, die explizit das chemische Recycling berücksichtigen. 

In Rheinland-Pfalz sind die Chemieverbände ein wichtiger Player im Transformationsrat der Landesregierung. Zusammen mit der IHK konnte hier ebenfalls ein branchenübergreifender Forderungskatalog eingebracht werden, der die Möglichkeiten und Erfordernisse der chemischen Industrie aufgegriffen hat. Die Landesregierung bringt ihrerseits die Erkenntnisse des Transformationsrats in die Bundesregierung ein.

Auch wenn es sprachlich zunächst widersprüchlich erscheinen mag: Die Kreislaufwirtschaft braucht die richtigen Weichenstellungen – und das auf allen politischen Ebenen. Wir sind optimistisch, dass wir als VCI diesen Prozess mitgestalten können.

Chemisches Recycling als wichtiger Baustein

  • Kreislaufwirtschaft ist ein essenzieller Beitrag zum Erreichen des Ziels der Treibhausgasneutralität
  • Ziel der Branche ist eine Erhöhung der recycelten
    Abfallmenge in Deutschland und Europa
  • Chemisches Recycling ist eine wichtige Ergänzung
    zu bestehenden bewährten stofflichen Recyclingverfahren
  • Rechtliche Rahmenbedingungen müssen bei der Anrechnung chemischer Recyclingverfahren auf die gesetzlichen Recyclingquoten geschaffen werden, um
    Anreize für weitere Investitionen zu setzen

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