Umwelt Produkte Technik 2019 - Mal 15 Minuten abschalten kann sich lohnen

Zweimal im Jahr treffen sich die Experten für Umwelt, Sicherheit und Produkte unter dem Dach des VCI-Landesverbandes Rheinland-Pfalz. Gemeinsam tauschen Sie sich aus – zu Entwicklungen in Gesetzgebung, Umgang mit Herausforderungen und Ideen für die eigene Arbeit. Warum an diesem Tag Bettwäsche mit Chips vorgestellt wurde und warum es sich lohnen kann, elektrische Verbraucher mal 15 Minuten abzuschalten, lesen Sie in dieser Ausgabe des „festgehalten“.

Simone Heinrich (links) und Elena Schad vom VCI-Bundesverband stellten die Entwicklung der Brancheninitiative vor.

Simone Heinrich (links) und Elena Schad vom VCI-Bundesverband stellten die Entwicklung der Brancheninitiative vor.

Aktuelles aus dem Fachbeirat Chemie

Martin Beck (Boehringer Ingelheim) ist neuer Vorsitzender des Fachbeirates Chemie. Seine Stellvertreterin ist Cornelia Harm (BASF). Neben der Wahl des Vorsitzes standen weitere Themen im letzten Fachbeirat auf dem Plan. So die Spurenstoffstrategie zum Gewässerschutz. Ziel ist es, den Eintrag der Stoffe zu verringern, die nachteilig auf aquatische Ökosysteme wirken. Dazu wurde vom Bundesministerium für Umwelt ein Stakeholder-Dialog gestartet, an dem Bund, Länder sowie Industrie, Umweltverbände und Wasserwirtschaft beteiligt sind, um gemeinsame und ausgewogene Maßnahmen zu definieren. Derzeit werden fünf Stoffe beobachtet, um passende Regelungen zu schaffen.

Noch bevor die ersten Ergebnisse und Maßnahmen der Spurenstoff-Strategie vorliegen, haben das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt mit der „nationalen Wasserstrategie“ ein neues Projekt gestartet. Zwar sollten beide Strategien aufeinander aufbauen. Doch unterschiedliche Begrifflichkeiten und Auslegungen verhindern derzeit ein verzahntes und zielführendes Projektmanagement. Die EU-Kunststoff-Strategie wird sich zukünftig in der nationalen Gesetzgebung widerspiegeln. Die chemische Industrie begrüßt den Schutz der Umwelt vor Plastik-Müll als zentrales Anliegen der Politik. Zu klären ist aus der Sicht der Industrie, wie ein systematisches Recycling erfolgen kann, welches Hersteller, Inverkehrbringer und Verbraucher gleichermaßen beteiligt.

Bei den Reach-Enforce-Projekten sind seitens der chemischen Industrie die Dossiers nachzubessern. Dies ergab eine erste Auswertung der staatlichen Behörden. Dem steht entgegen, dass besonders kleine und mittelständische Betriebe mit der bürokratischen Arbeit durch REACH schwer zu kämpfen haben und dringend Entlastung benötigen. Ansprechpartner zu den Themen des Fachbeirates Chemie ist im VCI Rheinland-Pfalz Dr. Dominique Bäumer.

Die Nachhaltigkeitsinitiative Chemiehochdrei

Nachhaltigkeit ist einer der Erfolgsfaktoren für das Business der Unternehmen geworden. Darauf müssen die Unternehmen reagieren, um im Wettbewerb bestehen zu können. Das hat die chemische Industrie bereits früh erkannt und die Initiative Chemiehochdrei gestartet. Die Initiative berichtet regelmäßig über Tätigkeiten und Fortschritte in der Branche und bietet Hilfen für die Mitgliedsunternehmen an, zum Beispiel durch Leitfäden, Workshops, Fachvorträge und Webinare.

Im Rahmen des UPTA gingen die VCI-Referentinnen Simone Heinrich und Elena Schad auch auf die aktuelle Kunststoff-Debatte ein und erläuterten, wie die Unternehmen von Chemiehochdrei profitieren können. Zudem erläuterten sie den nationalen Aktionsplan „Wirtschaft und Menschenrechte“. Er steht im Zusammenhang mit den SDGs (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen. Der Plan wurde bereits im Dezember 2016 verabschiedet und hat das Ziel, die Menschenrechte in globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten einzuhalten. Nach einem ersten Zwischenbericht 2018 startete nun das Monitoring mit einer repräsentativen Umfrage im Mai 2019.

„Die SDGs der Vereinten Nationen gewinnen in der Öffentlichkeit an Gewicht.“

Simone Heinrich, VCI

Die chemische Industrie ist in diesem Zusammenhang mehrfach angesprochen: Der Aktionsplan sieht vor, dass bis 2020 die Hälfte aller Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten die Elemente der menschenrechtlichen Sorgfalt in ihre Unternehmensprozesse integriert haben. Der VCI rechnet mit weiteren Vorgaben durch den Gesetzgeber. Zudem gab es eine sehr plakative Ansprache an die Bevölkerung, die zum Teil auch die chemische Industrie negativ darstellte. Die Initiative Chemiehochdrei begleitet den Dialogprozess zum Aktionsplan und unterstützt die Mitglieder bei den kommenden Gesetzen und Verordnungen, z.B. auch durch regelmäßige Webinare. Besonders durch sog. Werkstattgespräche können die Unternehmen voneinander lernen, um im Sinne der politischen Vorgaben zu agieren.

Eine Übersicht zu Chemiehochdrei gibt es online unter www.chemiehochdrei.de.

 

Transferinitiative Rheinland-Pfalz

Hochschulen forschen an neuen Möglichkeiten. Unternehmen kennen den Bedarf am Markt und suchen Lösungen. Der Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist jedoch ausbaufähig. Wie er durch bedarfsorientierte Maßnahmen verbessert werden kann, stellte Dr. Tobias Illig vom Innovationsmanagement in Kaiserslautern vor. Aus seiner Sicht gehört auch ein länderübergreifendes Standortmarketing dazu. Unterstützt werden Entwicklungen von Start-Ups, Projekte, Patente und Menschen mit innovativen Ideen von Hochschulen bis Unternehmen. Schwerpunkt der Arbeit ist aktuell Industrie 4.0 in Verbindung mit Smart-Data entlang der Wertschöpfungskette, künstliche Intelligenz in der Produktion sowie personalisierte Medizin.

Vision Zero - die Präventionsstrategie der BG RCI

Die Berufsgenossenschaft (BG) löst die Unternehmerhaftpflicht bei ihren Mitgliedern ab. Bei Unfällen im Betrieb zahlt die BG die Leistungen aus. Rund 800 Millionen Euro zahlt die BG derzeit pro Jahr für Heilkosten und Renten. Ein sicheres und gesundes Arbeiten ist daher das Ziel der BG, die in der Strategie „Vision Zero“ gelebt wird. Laut Dr. Harald Wellhäußer sinken die Unfallzahlen in den Betrieben erfreulicherweise stetig ab. Allerdings steigen die Wegeunfälle zwischen Wohnung und Arbeit signifikant an und erzeugen dadurch hohe Kosten. Dies ist insofern bemerkenswert, da der Arbeitgeber kein Direktionsrecht für die Fahrt von und zur Arbeit hat, jedoch für verursachte Unfälle haftet.

In der Verantwortung für den Arbeitsschutz stehen die Unternehmen. Daher soll durch konkrete und praxisnahe Handlungshilfen die Einstellung der Betroffenen beeinflusst werden. Auch dahingehend, dass die Wegstrecke zwischen Wohnort und Arbeitsort sicher und unfallfrei zurückgelegt wird.

Sieben Erfolgsfaktoren sieht die BG RCI, die auf Führung, Organisation, Wissen und Motivation abzielen. Dabei sollen nicht nur rückblickende Indikatoren betrachten werden, wie Statistiken zu Unfällen, Krankheiten und Fehlzeiten. Steuernde Indikatoren, wir Präventionskultur, Trainings und Rundgänge des Managements sind wichtiger und sollten häufiger angewandt werden. Unterstützung gibt es per Download, beispielsweise die Broschüre „Lebensretter für Beschäftigte und Führungskräfte“. Auch speziell für die Wegeunfälle gibt es solche Ratgeber.

Es gibt ein Vision Zero-Informations-System, ein neues Newsletter- Konzept sowie einen Auswahl-Assistenten für die zahlreichen Medien, die durch die BG RCI angeboten werden. Ein regelmäßiger Besuch auf der Webseite lohnt sich: www.bgrci.de

EffCheck und Industrie 4.0

Industrie 4.0 ist ein zentrales Thema im Rahmen der digitalen Transformation. Mit ihrer Hilfe soll eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich werden: „Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren direkt miteinander“, so das Online-Lexikon Wikipedia. Der EffCheck setzt hier an und fördert Maßnahmen zur digitalen Transformation. Robert Weicht vom Landesamt für Umwelt erläuterte dies an praktischen Beispielen. So berichtete er über Klinik-Wäsche, die nun durch Chips besser verfolgt und bedarfsgerecht gereinigt werden kann. Aus seiner Sicht zeigen Beispiele wie dieses, wie die Digitalisierung in der Wirtschaft voranschreitet.

Der EffCheck hilft bei der Analyse und Erstellung eines Maßnahme-Plans in vier Schritten:

  1. Initialgespräch
  2. Makroanalyse, Zwischengespräch
  3. Mikroanalyse, Abschlussgespräch
  4. Maßnahmenplan

Dabei werden Beraterhonorare bis zu einem bestimmten Limit gefördert. Für Unternehmen kann sich dies lohnen, wie Weicht an Förderbeispielen zeigte. Einsparungen konnten erreicht werden in der digitale Fertigungstechnik, bei Bestückungsprozessen, der Vernetzung oder durch einen Feinplanungsassistenten, der Produktionsanlagen besser auslasten konnte. Durch diesen Assistenten wurde 1.800 to Co2 im Jahr eingespart – der bisher größte Einspareffekt einer EffCheck-Maßnahme. Auch Betriebe in der Chemie können profitieren, beispielsweise zur Senkung der Energiekosten.

Viele Betriebe kennen dies: Wenn Verbrauchsspitzen über 15 Minuten andauern, wird es ganzjährig teuer. Wenn hingegen im Betrieb die Anlagen in Flexibilitätsklassen eingeteilt werden, können diese Spitzen vermieden werden. Eine Software steuert intelligent die Verbraucher, um die Lastspitzen zu senken. In einem Praxisbeispiel wurden so 3 Megawatt Flexibilisierungspotential mit 600.000 Euro Einsparung pro Jahr bei den Energiekosten entdeckt.