Heute liegt der Fokus des Produktportfolios auf Entwicklungen für die moderne Wundversorgung. Dr. Oliver Heneric, verantwortlich für das Segment Medical bei Freudenberg Vliesstoffe, erklärt dazu: „Zum einen ist es unser Ziel, die Selbstheilung des Körpers bei akuten Verletzungen zu unterstützen. Zum anderen wollen wir Menschen, z. B. Diabetikern, mit chronischen Wunden das Leben erleichtern." Dies führt zu komplexen Anforderungen an Wundauflagen für Venen- und Arterienerkrankungen. In den letzten Jahren hat das Unternehmen neue, hoch komplexe Produkte, wie zum Beispiel Lösungen mit Chitosanfasern entwickelt und dafür neue Kunden gewonnen. Die Kombination mit einem hydroaktiven Vliesstoff eröffnet neue Perspektiven in der Heilung und zeigt in der Praxis bereits positive Wirkung. Chitosan wird aus den Schalen von Garnelen gewonnen, stoppt Blutungen und lässt Wunden schneller heilen.
Ein feuchtes Milieu ist für den Heilungsprozess viel besser als ein trockenes. Das hat der englische Arzt George Winter in den 1960er-Jahren nachgewiesen: Unter einem feuchteregulierenden Polymerfilm heilten Wunden doppelt so schnell wie unter einem trockenen Verbandmaterial. In den folgenden Jahrzehnten forschten Entwickler wie bei Freudenberg an geeigneten Materialien und sammelten Erfahrungen mit Anwendungen, beispielsweise bei der Versorgung chronischer Wunden. Heute wird die moderne feuchte Wundversorgung in allen Industrienationen und zunehmend auch in Schwellenländern genutzt. Die Vorteile: Es bildet sich kein Wundschorf und die Bildung frischen Gewebes wird gezielt gefördert. Das feuchte Wundklima verkürzt die Heilungsdauer in vielen Fällen um die Hälfte, verglichen mit der traditionellen trockenen Therapie. Antimikrobielle Produkte reduzieren das Infektionsrisiko für den Patienten. Die feuchte Wundversorgung birgt großes Potenzial: Das Marktvolumen wird weltweit auf drei Milliarden Euro in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren geschätzt.
Weltmarktführer bei Aktivkohlefiltern
Bereits in den 1970er Jahren hat Freudenberg mit der Herstellung medizinischer Vliesstoffe begonnen. Zur Produktion von Aktivkohlefiltern entstand ein eigenes Werk im britischen Littleborough. Dort werden heute geruchsadsorbierende Aktivkohlefilter für Stomabeutel hergestellt. Vliesstoffe zur Abdeckung des Stomabeutels sowie für die Befestigung (Flansche) runden das Produktportfolio bei Stoma Care ab.
Damals wie heute ist eine hoch spezialisierte Entwicklungsabteilung der Garant für innovative Entwicklungen. In individuellen Kundenprojekten entstehen neue Produktanwendungen, die die Lebensqualität der Patienten verbessern und die Heilung fördern. Von Beginn an haben eigene Entwickler die Produktideen zur Marktreife gebracht. „Wir arbeiten eng und vertrauensvoll mit den führenden Medizinprodukteherstellern in Europa zusammen und können den Kunden aufgrund der langjährigen Erfahrung und Kompetenz individuelle Produktlösungen anbieten. Unsere medizinischen Vliesstoffe werden weltweit vertrieben", so Dr. Schlesselmann, Leiter der Entwicklungsabteilung Medical Nonwovens bei Freudenberg Vliesstoffe.
Zwischen den Anfängen und heute stehen Wundauflagen für die traditionelle trockene Wundversorgung. In den 80-er Jahren löste das Unternehmen eine „sanfte Revolution" aus, als es erstmals Vliesstoffe statt Gewirke als Wundauflage für Pflaster auf den Markt brachte. Diese werden seit den 90er Jahren auch antimikrobiell ausgerüstet. Durch die permanente Weiterentwicklung in der eigenen Entwicklungsabteilung können heute alle gängigen Wirkstoffe angeboten werden.
Freudenberg verkauft seine medizinischen Vliesstoffe heute weltweit. Neu im Programm sind Vliesstoffe und Folien-Faser-Laminate mit FDA-Zulassung (Food and Drug Administration in USA) für transdermale Anwendungen. Diese werden in Japan, bei dem langjährigen Joint-Venture-Partner JVC (Japan Vilene Company) produziert und weltweit vertrieben, vor allem in USA und zunehmend auch in Europa. Transdermale Verabreichung von Medikamenten werden vom Körper schonender aufgenommen da sie den Stoffwechsel umgehen.