BarCamp 2023 – Den Laden zusammenhalten

Wie kann die emotionale Bindung der Menschen an den Betrieb erhöht werden und wie setzen Unternehmen die Interne Kommunikation dafür ein? Darum ging es in diesem Jahr in Mainz. Kommunikatoren, Vertriebler und HRler aus großen und kleinen Unternehmen tauschten sich auf Augenhöhe aus.

Andrea Montua

Andrea Montua

Bis 2030 werden in Deutschland Millionen Fachkräfte fehlen - auch in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Bereits heute ist der Fachkräftemangel für viele Betriebe ein wirtschaftliches Risiko. Ein Grund für den Mangel ist der demografische Wandel. Ein anderer Grund ist, dass mehr Menschen in Teilzeit oder höherer Flexibilität arbeiten wollen. Es braucht mitunter zwei oder drei Fachkräfte, um eine Vollzeitstelle zu besetzen. 

Es wird daher zunehmend wichtiger, die Beschäftigten im Betrieb zu halten und sie zu binden. Doch laut Gallup zeigen zunehmend mehr Mitarbeitende wenig emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen und sind für einen Jobwechsel bereit. Von 2020 zu 2021 hat sich die Zahl der Beschäftigten, die aktiv nach einem neuen Job suchen von 6% auf 14% mehr als verdoppelt. Und der Engagement-Index 2022 zeigt, dass sich die emotionale Bindung der deutschen Arbeitnehmenden auf den niedrigsten Stand seit 10 Jahren befindet.

Wir können Betriebe also das Vertrauen und die Loyalität der Mitarbeitenden gewinnen? Welche Maßnahmen müssen Führungskräfte entwickeln, um die Kompetenzen der Führungskräfte zu verbessern?

Über interne Kommunikation die Menschen binden

Die interne Kommunikation ist ein entscheidender Faktor. Gute interne Kommunikation schafft Vertrauen und erhöht die Bindung. Das war der Leitgedanke des BarCamp Chemie 2023 im Gutenberg Digital Hub in Mainz. Von Covestro, Boehringer Ingelheim, Profine, Michelin und anderen Unternehmen aus Rheinland-Pfalz, Nordrehin-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg kamen die Teilnehmenden, um sich auszutauschen.

2023 BarCamp Chemie
Bildergalerie auf Flickr

Die Zeiten sind wild. Wie wir Ruhe ins Change-Gewühl bringen und Organisationen sowie ihre Menschen gesund halten können

 

Zu Beginn des BarCamps gab es eine Keynote von Andrea Montua - Gründerin und Geschäftsführerin der Beratungsagentur MontuaPartner in Hamburg, die sich als eine der ersten auf Interne Kommunikation spezialisiert hat.

Aus Ihrer Sicht befinden wir uns in einer Zeit des permanenten Wandels, in denen die Organisationen nicht mehr zur Ruhe kommen. Hinzu kommt eine zunehmende Komplexität: Der Wandel erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Die Ziele der Internen Kommunikation werden vielfältiger und die Rolle wird komplexer. In der Kommunikation sind zukünftig keine klassischen Redakteurinnen und Redakteure tätig. Die Menschen dort sind vielmehr Botschafter, Manager, Kommunikatoren, Coaches und Advisors. Sie leisten Überzeugungsarbeit, entwickeln Prozesse, betreiben Markenmanagement, bieten Kommunikationstrainings und behalten gesellschaftliche Trends im Blick.

Ergänzend kommen nun die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz. Immer mehr verschiedene Tools kommen auf den Markt. Hier gilt es, Chancen und Risiken zu erkennen.

Wie kann in dieser Lage die Interne Kommunikation „Vor der Welle“ bleiben? Und worauf sollte man den Fokus setzen? Dies stellte Andrea Montua in Impulsen zum BarCamp vor und regte Themen und Gespräche für die nachfolgenden Sessions an.

 

BarCamp Chemie – an den Themen der Teilnehmenden orientiert


In den einzelnen Sessions ging es unter anderem darum, wie die Mitarbeitenden zeitgemäß informiert werden können und wie der soziale Austausch in der Kaffeeküche in das Home-Office übertragen werden kann. Eine große Herausforderung ist die Kommunikation an die Produktionsfachkräfte. Wie können diese am besten erreicht werden? Welche Kanäle und Formate sind geeignet und können auch genutzt werden? Infoscreens, E-Mails, Podcasts, Bewegtbild, Mailings und klassische Aushänge waren Teil des Austausches.

Ein weiterer Schwerpunkt in den Gesprächen lag auf der Einbindung der Führungskräfte. Diese müssen nicht nur ein aktiver Teil der Kommunikation werden. Es gilt auch die Kultur des Unternehmens bei der Schaffung agiler Strukturen zu berücksichtigen. Der Prozess kann komplexer werden, als es zunächst scheint. Denn Menschen, die in der Vergangenheit erfolgreich waren, sehen nicht unbedingt die Notwendigkeit eines Wandels im Betrieb.

Fazit

#1 Die Unternehmen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie haben vergleichbare Herausforderungen in der Internenn Kommunikation. Jedoch gibt es verschiedene Rahmenbedingungen – bei Betriebsgröße, Finanzmitteln und Personal. Besonders wenn die interne Kommunikation ein „Nebenprodukt“ der Personalabteilung ist, kann es schnell zur Frustration kommen.

#2 Infokanäle und Formate hängen stark ab vom Alter der Menschen und der Mitarbeitergruppe.

#3 Es ist schwierig, das richtige Maß an Kommunikation zu finden.

#4 Die Möglichkeit für mobiles Arbeiten bindet die Mitarbeitenden in der Verwaltung und sorgt gleichzeitig für Unzufriedenheit in der Produktion.

#5 Künstliche Intelligenz kann in der Ansprache helfen und die Kommunikationsarbeit im Betrieb entlasten.