Heike Schönmann - Frauen in Führung

Heike Schönmann ist Beraterin für HR-Themen und hat sich auf das Thema Gender Diversity spezialisiert. In ihren Seminaren fließen die Erfahrungen aus mehr als 20 Jahren im HR-Bereich ein. Frauen in Führung ist ein Thema, das sie besonders im Fokus hat. Heike Schönmann ist neu im Referentenkreis der AGV Chemie. „Frauen in Führung“ war das erste Seminar, das Sie für den AGV Chemie anbietet. Daher stellen wir sie an dieser Stelle näher vor.

Trainerin Heike Schönmann

 „Mit mehr Selbstvertrauen und Mut
den Weg in die Führung gehen!“ Heike Schönmann

Frau Schönmann, warum ist ein Seminar wie Ihres eigentlich nötig?

Das ist eine Frage, die mir insbesondere männliche Führungskräfte oft stellen – schließlich gibt es ja genug klassische Führungsseminare, die auf dem Markt angeboten werden. Doch diese decken die Themen, die Inhalt meines Seminars sind, in der Regel nicht ab.

Im Seminar „Frauen in Führung“ geht es zum Beispiel um Selbstmarketing und Sichtbarkeit im Unternehmen, dessen Wichtigkeit sich Frauen oft nicht bewusst sind. Auch kommunizieren Frauen oft anders als Männer und erzeugen so beim männlichen Gegenüber bzw. auch in der Rolle als Führungskraft manchmal nicht die Wirkung, die sie bewirken wollten. Wie wichtig sind Macht, Status und Netzwerke? Dies wird von Frauen oft als nicht so bedeutsam bewertet und macht doch in der Außenwirkung viel aus.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Seminars ist die Bearbeitung von aktuellen Praxisfällen der Teilnehmerinnen, die in der Gruppe besprochen werden. Das Feedback hierzu ist, dass nicht nur die Teilnehmerin, die ihren Fall eingebracht hat, neue Sichtweisen dazu erhält und neue Lösungswege sieht, sondern auch die Gruppe Parallelen zu bereits erlebten Fällen sieht und daraus lernen kann.

Was ist anders in einem Seminar, an dem ausschließlich Frauen teilnehmen – im Vergleich zu einem Seminar von Männern und Frauen?

In der Abschlussrunde des Seminars höre ich immer wieder, dass Frauen Themen angesprochen haben, die sie in einem gemischten Seminar nicht gewagt hätten, anzusprechen. Dies zeigt mir, dass die Offenheit und das Vertrauen untereinander im Seminar sehr groß ist und es wichtig ist, diesen geschützten Raum möglich zu machen.

Ich habe die Frage gestellt, weil noch Frauen in einer Führungsposition exponiert sind – als häufig einzige unter Männern. Wie geht man mit dieser (mitunter unfreiwilligen) Aufmerksamkeit um?

Aus meiner Sicht hilft nur eines: Authentisch bleiben! Man muss sich bewusst sein, dass man als einzige Frau in den Führungsebenen die Aufmerksamkeit auf sich zieht und sollte souverän damit umgehen. Dadurch, dass eine einzelne Frau in einer Führungsebene automatisch im Rampenlicht steht, sind die Erwartungen oft höher und die Beobachtung genauer als bei der Mehrheit in der Gruppe.

Was entgegnen Sie Männern, die sich durch Förderung von Frauen benachteiligt fühlen?

Da helfen meist Zahlen, Daten, Fakten. Ist es eine Benachteiligung, Frauen zu fördern, solange Sie eine deutliche Minderheit sind? Ein Ziel Frauenanteil von 15% Prozent zu erreichen, heißt umgekehrt, einen Männeranteil von 85% zu beabsichtigen. Allerdings bin ich der Ansicht, dass keine Frau einen Vorteil haben sollte, nur weil sie Frau ist. Objektive Kriterien wie z.B. Leistung und Erfahrung sollten immer im Vordergrund stehen.

Kann man (oder sollte überhaupt) von typisch männlichen vs. weiblich Führungsstilen sprechen oder sind es nicht eher persönliche Führungsstile? 

Ich würde nicht von typisch männlichen und weiblichen Führungsstilen sprechen. Es sind eher typisch weibliche Verhaltensweisen oder auch Einstellungen, die die Führung beeinflussen. Aber auch da gibt es große Unterschiede und ich denke eher, dass Frauen nicht absichtlich typisch „männlich“ führen sollten, sondern authentisch bleiben sollten und die persönlichen Eigenschaften, die ihre Stärken sind, nutzen. Gerade kommunikative Fähigkeiten und Empathie sind sehr wertvoll für Führungsaufgaben.

Was empfehlen Sie Frauen, die eine Führungsfunktion anstreben?

Sie können einiges von Männern lernen und sich im Unternehmen positionieren, z.B. bei Konferenzen und Führungsmeetings anwesend sein und sich mit Beiträgen einbringen, anstelle sich im Büro zurückzuziehen, weil noch viele Aufgaben zu erledigen sind. Da sind wir wieder beim Thema Sichtbarkeit.

Ebenfalls empfehle ich, dass sie bewusst an ihrer Karriere arbeiten. Dies bedeutet, die bisherigen Entwicklung regelmäßig zu reflektieren und sich konkrete Ziele zu setzen. Viele Frauen lassen die Entwicklung „auf sich zukommen“ und überlassen es eher dem Zufall.

Sie sollten nicht darauf warten, „entdeckt zu werden“, sondern aktiv die ihre Ziele ansprechen und sich nicht zurückhalten, über ihre bisherigen Erfolge und derzeitigen Projekte zu sprechen.

Also: Nicht unter Wert verkaufen und das „Licht nicht unter den Scheffel stellen“!

 

Das Interview führte Stefanie Lenze. Es erschien zuerst im Programmheft des AGV Chemie 2018.


Alle Träume können wahr werden,
wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen." Walt Disney


Warum Diversity in Unternehmen wichtig ist

Sehr gute Fach- und Führungskräfte sind immer schwieriger zu finden. Daher sollte früh gehandelt werden, um auch künftig wettbewerbsfähig zu sein. Um erfolgreich zu sein, brauchen Unternehmen auch weibliche Fach- und Führungskräfte. Auch sind gemischte Teams ideenreicher und es werden mehr verschiedene Perspektiven beleuchtet – das macht der Ergebnis besser. Wenn die Kunden vielfältig sind – weiblich und männlich, jung und alt, aus verschiedenen Kulturen, mit unterschiedlichen Präferenzen, dann ist es äußerst hilfreich, wenn auch im Unternehmen die Belegschaft diese Vielfalt innehat.


Mehr über Heike Schönmann ist auf ihrer Homepage zu finden.